Wie geht es weiter – COVID-19

COVID-19 hat uns alle fest im Griff, uns bei Hilfe Daheim sicher noch fester, aber jeder einzelne von uns bekommt die Einschränkungen deutlich zu spüren. In den ersten Tagen war ich völlig übermannt von all den E-Mails, Verboten und Informationen. Der Gedanke, warum ich eigentlich nicht Zirkusdirektor geworden bin, geisterte in meinem Kopf herum. Ich konnte kaum schlafen und habe am Morgen gehofft, aus diesem Alptraum aufzuwachen. Als Kind konnte ich mich im Traum, wenn dieser wirklich schlimm wurde, in eine Ecke setzen, die Hände vor das Gesicht halten und dann bin ich aufgewacht. Hat leider nichts genutzt, die Realität ist nun eine andere.

Ich habe einen Weg aus der sehr kurzen anfänglichen Starre, aus Angst und Schrecken gefunden. Ich bin zurück. Meine Kollegen und ich haben sehr schnell verstanden, dass uns in dieser Situation keiner hilft. Wir müssen die Herausforderung annehmen und uns und unsere Kunden schützen. Das hieß seither nicht selten 12-Stunden-Tage, an denen wir Informationen gesammelt, aufbereitet und bewertet haben. Viel Zeit haben wir mit dem Erstellen von Hilfe-Daheim-internen Notfallplänen verbracht, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein.

Unterstützung in der Not: Jennifer kauft für die Kunden von Hilfe Daheim ein. Foto: A. Gatz
Unterstützung in der Not: Jennifer kauft für die Kunden von Hilfe Daheim ein. Foto: A. Gatz

Gemeinsam schaffen wir das

Meine Kolleginnen haben zu jedem Angehörigen das Gespräch gesucht, um aufzuklären und Absprachen für Notfälle zu treffen. Das hat uns mehrere Tage Arbeitszeit gekostet. Es hat Mut gemacht, die lieben Worte, den Dank für die gute Versorgung und das: “Gemeinsam schaffen wir das!“ zu hören. Unsere Mitarbeiter sind immer wieder geschult worden, einzeln und in Gruppen, wissen bestens über die Pandemie und die damit verbundenen Verhaltensregeln Bescheid.

Doch so unglaublich es auch klingt, es fehlt einfach überall an Schutzbekleidung. Auch wenn von der Politik immer wieder beteuert wird, dass Deutschland gut aufgestellt ist, wir eines der besten Gesundheitswesen der Welt haben. Schutzbekleidung wird knapp in Krankenhäusern, fehlt in Arztpraxen, Heimen und Pflegediensten. Vor allem fehlen die dringend benötigten Schutzmasken. Das ist dramatisch, einen Feuerwehrmann würde niemand ohne Schutzbekleidung in ein brennendes Haus schicken.

Einige Pflegehelden von Hilfe Daheim mit ihren neuen Schutzmasken: Danke, "Deutschmann u. Schön Kostümanfertigungen". Foto: A. Gatz
Einige Pflegehelden von Hilfe Daheim mit ihren neuen Schutzmasken: Danke, „Deutschmann u. Schön Kostümanfertigungen“. Foto: A. Gatz

Was wir daraus machen

Nachdem wir immer wieder versucht haben, an Schutzmasken zu kommen, haben wir nun durch viel Einsatz und Recherche eine Schneiderei in Hamburg (Hüte & Kostüme Deutschmann u. Schön Kostümanfertigungen) gefunden, die uns Schutzmasken näht, aus festem Baumvollstoff, in großen Mengen. Auch als Empfehlung beim Robert-Koch-Institut zu finden.

Wir haben die Schwester einer Schülerin von uns, die eigentlich im Cateringservice arbeitet und nun kaum mehr Arbeit hat, auf Minijobbasis eingestellt, sie macht nun für die meisten Kunden die Einkäufe. Das ist großartig, so konnten wir unsere Außenkontakte nochmals reduzieren.

Wir haben beschlossen, auch und gerade in dieser Situation unseren Verstand auf Positives zu lenken. Wir haben angefangen, alles, was wir in dieser Zeit Positives erlebt haben, oder die Dinge, die für uns positiv in dieser Situation sind, für alle Kollegen sichtbar aufzuschreiben. Das hilft uns und das möchte ich mit Ihnen teilen!

Positives in der Krise: die Gedanken der Hilfe-Daheim-Pflegehelden. Foto: A. Gatz
Positives in der Krise: die Gedanken der Hilfe-Daheim-Pflegehelden. Foto: A. Gatz

Wertschätzung statt Schuldzuweisung

Ich habe mit Entsetzen von Seniorenheimen gelesen, die vom Coronavirus betroffen sind und verstorbene Bewohner zu beklagen haben. Das ist wirklich dramatisch. Die Mitarbeiter leisten dort, was sie können, und nun treten die ersten Rechtsanwälte auf, die diese Einrichtungen verklagen wollen. Mitten in der größten Herausforderung, die die Pflege je erlebt hat, werden als erstes Schuldige gesucht. Deutlicher kann man fehlende Wertschätzung wirklich nicht zeigen.

Bitte, beten Sie für alle Pflegekräfte und Ärzte im ganzen Land und lassen Sie nicht zu, dass unser Bemühen, für Sie da zu sein, getrübt und belastet wird durch Schuldzuweisungen, die einen Energieabfluss und Frustration zur Folge haben. Energie, die dringend für anderes benötigt wird.

Ein Kommentar

  1. Liebe Nicole Gatz,

    ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und bedanke mich für diese ehrlichen und tolle Worte! Ich habe eine sehr kleine Praxis für Ergotherapie ( wir haben nur noch die dringenden Fälle inkl. Hausbesuche) kenne das aufwendige und nervenzerreissende Recherchieren und die vielen schlaflosen Nächte. Ich fühle mich mit meinem kleinen Team sehr allein gelassen. Um so mehr macht es mir Mut, wenn ich diese Worte lese, da sie mir das Gefühl geben zumindest nicht allein zu sein..meine Hochachtung vor dem Pflegeteam, der Arbeit, dem Verantwortungsbewußtsein und diesen aufbauenden Worten. Vielen Dank! Ich wünsche Euch alles Gute und allen Menschen dass sie diese furchtbare Situation gut überstehen.

    Herzliche Grüße

    Sabine Goodpaster

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