Ein ganzer Tag für die Pflege
Wussten Sie, dass der 12. Mai der Tag der Pflege war? Ich glaube eher nicht. Dieser Tag wird international gefeiert, der 12. Mai war der Geburtstag der britischen Krankenpflegerin Florence Nightingale. Von allen Seiten wird viel gefordert – von Anerkennung für die Pflegekräfte bis zur besseren Bezahlung – und es ist ein bunter Strauß an Forderung gebunden worden. Wieder einmal. So war es letztes Jahr und im Jahr davor eben auch. Klar, mehr Geld, Anerkennung und ausreichend Zeit für Pflegekräfte – diese Dinge sind schon längst überfällig, lassen aber immer noch auf sich warten. Warum ist es so schwer, die erforderlichen, versprochenen und schon längst gewollten Maßnahmen so umzusetzen, dass es auch wirklich bei den Pflegekräften ankommt?
Bis an die Grenze
Liebe Pflege, ein ganzer Tag nur für Dich! Wie oft schon wurden Dir leere Versprechungen gemacht, Du bist enttäuscht worden und missachtet. Die Politik, die Gesellschaft und die Pflegenden erst recht sind sich einig, es muss sich etwas ändern, damit Du wieder Luft zum Atmen bekommst. Die letzten 12 Monate waren herausfordernd und haben Dich oftmals an die Grenze des Machbaren gebracht, trotz Klatschen, Anerkennung und guter Worte. Die letzten Monate haben Spuren hinterlassen, nachdenklich gemacht und so manche Pflegekraft in eine tiefe Sinnkrise gestürzt.
Pflegekräfte sind gut darin, über ihre eigenen Bedürfnisse hinweg zu gehen, die Zähne zusammenzubeißen und die Dinge zu tun, die getan werden müssen. Aber Pflegekräfte sind auch nur Menschen und wenn es zu viel wird, dann verlassen sie oftmals ihren Beruf.
Was ich mir für die Pflege wünsche…
Wenn ich es wäre, die entscheiden könnte, ohne Hindernisse und Befindlichkeiten über Parteien und Ideologien hinweg, dann würde ich ganz schnell und unbürokratisch neue Bedingungen für Dich schaffen. Zeit, Geld, Anerkennung, Mitsprache und Selbstbestimmung wären die Basis, um Dir wieder die Luft zum Atmen zu geben. Aus diesen Zutaten könnten sich dann innovative Ideen entwickeln und es würde sich wirklich etwas verändern. Das wäre nicht nur gut, sondern notwendig.
Liebe Pflege, ich befürchte, es werden noch viele Tage ins Land ziehen, bis Du die Arbeitsbedingungen bekommst, welche die notwendigen Veränderungen möglich machen. Bis dahin grüßt Dich eine Pflegekraft, die nicht müde wird, für Dich zu kämpfen.
Und all Ihr anderen Pflegekräfte im Land, die bis heute unermüdlich für eine gute Versorgung stehen: Ihr alle habt in den letzten Monaten viel gearbeitet, seid mit Ängsten konfrontiert worden, habt mehr Menschen als sonst sterben sehen. Da ich leider keine Entscheidungsgewalt habe, bleibt mir nur übrig, mich bei Euch allen zu bedanken.
Berlin, 12. Mai 2016 (Tag der Pflege vor fünf Jahren)
„Unsere Pflegekräfte setzen sich in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und bei der Pflege zu Hause tagtäglich unermüdlich für Menschen ein, die Hilfe benötigen. Pflegerinnen und Pfleger sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung. Dafür verdienen sie Anerkennung und Dank, vor allem aber gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung. Deshalb haben wir die Voraussetzungen geschaffen, damit Krankenhäuser mehr Personal am Krankenbett beschäftigen können, die Personalausstattung in Pflegeeinrichtungen angepasst wird, mehr Betreuungskräfte eingestellt werden und die Bezahlung der Pflegekräfte nach Tarif gestärkt wird. Wichtig ist jetzt, dass die Verantwortlichen in den Bundesländern, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Verbesserungen schnell umsetzen, damit sie den Pflegekräften zugutekommen.“
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe
Das letzte Statement zum Tag der Pflege kam 2016 von unserem damaligen Gesundheitsminister. Andere Zeiten, gleiches Thema, kaum Änderungen. Ohne Worte…