Die Blase ist geplatzt

Seit Jahren wird über fehlendes Personal und prekäre Arbeitsbedingungen in der Pflege berichtet und von allen Seiten gemahnt und informiert. Nun ist es passiert, die Blase, die sich in den Jahren zuvor immer weiter aufgeblasen hat, ist nun geplatzt. Einrichtungen, ob ambulant, stationär oder Stationen in Krankenhäusern, sie müssen schließen. Nicht weil sie schlecht gewirtschaftet haben, nicht weil sie defizitär versorgt haben und auch schon gar nicht, weil es keine Kunden, Bewohner bzw. Patienten mehr gibt. Sie schließen in erster Linie, weil das versprochene höhere Gehalt für die Pflegekräfte nicht vollständig refinanziert wird. Das geht privaten Einrichtungen nicht anders als den Gemeinnützigen, das kann niemand durchhalten. Und sie schließen, weil Pflegekräfte fehlen. Von Fachkräften ganz zu schweigen. Ohne Personal keine Versorgung – ohne Versorgung? Ich mag es mir gar nicht vorstellen…

Keine Versorgung ohne Personal – es ist an der Zeit etwas zu verändern. Foto: N. Gatz

Und nun?

„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ So lautet einer der berühmtesten Sätze John F. Kennedys. Ich mag mich nicht auf die Bundesregierung, auf Herrn Lauterbach oder aber unsere Gesundheitssenatorin Frau Schlotzhauer verlassen. Die werden nicht richten können was jahrelang überhört und übersehen worden ist – von Innovation keine Spur.

Es ist sicher an der Zeit, eigene Lösungen zu finden, zu überlegen wie Pflege und die medizinische Versorgung morgen noch aussehen kann. Es nutzt nichts, der Vergangenheit hinterher zu trauern, es ist längst an der Zeit die Zukunft mitzugestalten. Was kann jeder Einzelne dazu beitragen, was wird gebraucht und wer kann es geben? Wie ist es möglich, diese Komponenten zueinander zu bringen? Wie könnten zum Beispiel die Familien und Angehörigen dazu beitragen, wie Zeit zu spenden und Leistungen zu übernehmen. Gerade in den Zeiten, wo es jetzt schon kaum zu schaffen ist. Grippewellen und Sommerferien sind immer wieder eine kaum zu schaffende Herausforderung in der Pflege.

Die Blase in der Pflege ist geplatzt, wie ein platzender Ballon. Foto: A. Gatz

Pflege am Limit

Wir können nicht noch mehr leisten, wenn wir ständig über unsere eigenen Kräfte hinaus arbeiten. Denn das hat Konsequenzen, sowohl für unsere körperliche, als auch die geistige Gesundheit. Und das hilft Niemandem. Nur gemeinsam können wir Lösungen finden, Lösungen für die Pflegekräfte und die Menschen die versorgt und gepflegt werden müssen. Ich wünsche Ihnen und uns den Mut Dinge zu verändern, anders zu machen. Denn nur wenn wir die Dinge anders machen, können wir auch auf andere, innovative Ergebnisse hoffen.

Nicole Gatz
Pflegedienstleitung bei Hilfe Daheim