Aufmerksamkeit oder Ignoranz – Einfach mal zuhören
Eins der vielen Dinge, die ich im letzten Jahr gelernt habe, ist die Bedeutung des Zuhörens. Nicht nebenbei Gesagtes durch meine Ohren laufen lassen, sondern wirklich zuhören, aufnehmen, verarbeiten und bewerten. Ich habe für mich festgestellt, dass diese alte Tugend entscheidend ist, um die Informationen, die ich bekomme, wirklich bewerten zu können. Nichts brauchte ich so sehr im letzten Jahr wie diese Fähigkeit.
Ich musste oftmals Entscheidungen treffen und Situationen bewältigen, die zuvor noch nie dagewesen waren. Twitter und Co. sind seitdem noch weniger mein Freund, all die Statements, die kurz und knapp in die Welt „getwittert“ werden, helfen mir nicht, verunsichern mich nur und ich empfinde es als reinen „Schlagabtausch“ ohne wirkliche Bedeutung und ungut während einer Pandemie.
Ein besserer Zuhörer
Ich habe einen Freund, ich schätze ihn sehr. Er hat ganz viele liebenswerte Eigenschaften, doch wenn er das Gesagte von seinem Gegenüber uninteressant findet, hört er einfach nicht weiter zu. Ich kann förmlich sehen, dass er sich dann aus dem Gespräch verabschiedet. Das ist nicht nur ungut für sein Gegenüber, ich glaube, er nimmt sich auch die Möglichkeit, wirklich gute neue Aspekte, Möglichkeiten und Sichtweisen zu entdecken.
Das Internet hat Folgendes ausgespuckt, als ich den Begriff “zuhören“ eingegeben habe:
Wie Sie selbst ein besserer Zuhörer werden können, erfahren Sie im Folgenden:
- Halten Sie den Mund. Ernsthaft. …
- Entspannen Sie. …
- Stellen Sie Fragen. …
- Halten Sie permanent Blickkontakt. …
- Quasseln Sie nicht dazwischen. …
- Nutzen Sie Pausen. …
- Belehren Sie nicht. …
- Halten Sie öfter mal die Klappe.
Ich fordere für so tiefgreifende Entscheidungen wie das Impfen mit AstraZeneca, wie Lockdown oder Öffnungen, dass die Fakten, die ja immer da sind, gehört werden, dass klug ohne Lobbyismus abgewogen wird, dass die Zeit da ist, sich alle Aspekte anzuhören und dann kluge Entscheidungen zu treffen. Das kann weder Twitter noch Facebook leisten, das braucht einen anderen Rahmen und Zeit.
Die Konsequenzen von Entscheidungen
Dazu kommt das wirkliche Drama: die steigenden Fallzahlen. Die Mutation macht mittlerweile zwei Drittel der untersuchten Proben aus, aber die Flüge nach Mallorca sind ausgebucht. Das macht mir Sorgen – und nicht nur mir.
Schon im Jahr 2020 haben sich 9000 Pflegekräfte, die meisten aus Krankenhäusern, aus ihrem Beruf verabschiedet. Ich spreche an dieser Stelle für alle, die am Ende der Entscheidungskette stehen, die mit den Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen leben müssen. Viele meiner Kollegen auf den Intensivstationen, in Altenheimen und anderen pflegerischen Einrichtungen haben die zweite Welle als Herausforderung und Zumutung erlebt, einer dritten Infektionswelle sehen sie erschöpft und mit Schrecken entgegen.
Also bitte einfach mal den Mund halten und zuhören…
Ich kann nur immer wieder schreiben, wie sehr Sie mir aus der Seele sprechen.
Vielen Dank dafür und viel Kraft und Energie für die nächste Welle.
Tschaka, zusammen schwimmt das Team HdH dadurch, 100 pro….
LG Steffi Gummert