Ich weiß warum ich hier stehe…
Ich nutze jede Gelegenheit, die ich bekomme, um der Pflege das positive Gesicht zu geben, welches sie verdient. Immer dann, wenn ich für Vorträge angefragt werde, nein fast immer, stelle ich mich meiner Vortragsangst und nehme die Herausforderung an. Ich werde niemals einen Vortrag so aus dem Ärmel schütteln. Es ist jedes Mal mit Mühe, Aufregung und ein wenig Angst verbunden und trotzdem halte ich tapfer jeden Vortrag.
Zukunft selbst gestalten
Ich bin der festen Überzeugung, nur etwas zum Positiven verändern zu können, wenn auch und gerade Pflegekräfte an der Gestaltung der Zukunft mitarbeiten. Und das bin ich ja nun mal – als allererstes und im Herzen bin ich immer noch Pflegekraft. Auch wenn es fast immer Fachvorträge sind, nutze ich jedes Stichwort, um Dinge, die meiner Meinung nach in der Pflege schieflaufen, zu kommunizieren. Auf meinem letzten Vortrag in Berlin – es war eine Innovationskonferenz. Die letzten drei Konzepte des Innovationspreises wurden vorgestellt – neben mir, zwei Gewinner aus gemeinnützigen Einrichtungen.
Da ich mit Erstaunen feststelle, unter welchem negativen Licht private Einrichtungen in der Öffentlichkeit und Politik stehen, gab mir diese Konferenz die Gelegenheit, das zu kommunizieren. Bei mir entsteht immer öfter der Eindruck: je größer die Verzweiflung und Hilflosigkeit in der Politik ist, Lösungen für den Pflegefachkraftmangel zu finden, umso dringender wird ein Opfer gesucht (die privaten Träger in der Pflege), um vom eigentlichen Thema abzulenken.
Schwarzes und weißes Pferd
Wir in der privaten Pflege sind die mit dem schwarzen Pferd. Wir versorgen mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen in Deutschland. Ich beobachte die Tendenz, dass Dienste, die schon lange einen guten Job machen, ihre Einrichtungen verkaufen oder aber einfach schließen. Zu dem Druck des Fachkräftemangels kommt nun noch schlechtes Ansehen und für viele ist der Frust so groß, dass sie nicht mehr bereit sind, unter diesen Umständen diesen risikoreichen Job zu leisten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Ergebnis von Politik und Öffentlichkeit gewünscht wird.
Liebe gemeinnützigen Einrichtungen, ihr mit dem weißen Pferd, lasst uns gemeinsam reiten für eine bessere Zukunft. Lasst es uns nicht zulassen, dass man uns auseinanderbringt, sondern lasst uns im Schulterschluss für eine bessere Pflegezukunft kämpfen. Denn auch, wenn die Zeiten hart sind, hat sich gerade ein Zeitfenster aufgetan. Wir haben die Möglichkeit, gemeinsam Lösungen, die die Pflege und die Mitarbeiter in der Pflege dringen brauchen, zu bringen. Es wäre schade, diese unglaubliche Möglichkeit nicht zu nutzen, bevor sich dieses Zeitfenster wieder schließt.
„Chancen gehen nie verloren. Die man selbst nicht erkennt, nutzen andere.“ (unbekannter Autor)