Solidarität oder mein, mir, mich

Solidarität bezeichnet das gegenseitige füreinander Eintreten in einer Gemeinschaft und beschreibt einen gesellschaftlichen Zustand, in dem die Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen und dem Gemeinwesen (Gemeinwesenarbeit) gleichermaßen durch Eigenständigkeit und Verantwortung der Individuen und durch Anspruch und Verantwortung des Gemeinwesens gekennzeichnet sind.“

Eine solche Gemeinschaft schien mir schon immer erstrebenswert, besser, gerechter, aber nicht wirklich real. Das alte Spiel „mein, mir, mich und besser haben als brauchen“ ist uralt und eine menschliche Spielanleitung seit Adam und Eva. Daran konnten weder Ghandi noch Mutter Theresa etwas ändern.

Leere Regale am Anfang der Pandemie - Angst anstatt Solidarität. Foto: Hilfe Daheim
Leere Regale am Anfang der Pandemie – Angst anstatt Solidarität. Foto: Hilfe Daheim

Die eigenen Bedürfnisse

Der zurzeit bekannteste Ausspruch in diesem Zusammenhang ist wohl: “America First!“. Unverblümt, ehrlich und extrem unsolidarisch. Diese Pandemie hat oftmals gezeigt, wo wir in Sachen Solidarität weltweit stehen. Dringend benötigte Hilfsgüter wurden abgefangen (und nein, ich meine nicht die Toilettenpapierknappheit von 2020), Grenzen geschlossen und die Versuchung war groß, nur auf den eigenen Bedarf und die eigenen Bedürfnisse zu schauen. Glücklicherweise haben sich die europäischen Länder versucht, eines Besseren zu besinnen. Nicht aus Solidarität, sondern weil sie verstanden haben, dass sie voneinander abhängig sind, und dass es ein Leben nach Corona geben wird und wir uns auch dann noch in die Augen schauen wollen.

Da kommt ein winziger Virus daher, mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, und dieser Virus wird uns solidarisch machen, nicht weil es ein Bedürfnis ist, nicht weil wir uns eines Besseren besonnen haben, sondern weil es existentiell sein wird. Ohne Solidarität kein Ende der Pandemie. Es reicht nicht nur für Impfstoff in Deutschland oder Europa zu sorgen, es ist genauso wichtig der gesamten Welt ein Impfangebot (neuer Begriff, habe ich gelernt) zu ermöglichen. Denn nur wenn das geschieht, können wir dem kleinen Virus mit der großen Wirkung trotzen.

Hand in Hand: nur gemeinsam lässt sich die Pandemie eindämmen. Foto: A. Gatz
Hand in Hand: nur gemeinsam lässt sich die Pandemie eindämmen. Foto: A. Gatz

Schnell handeln

Das Coronavirus hat uns gezeigt, was geschieht, wenn wir unsolidarisch sind. Dann mutiert es in den Ländern, in denen wenig oder aber gar nicht geimpft wird. Mutieren kann es schnell und es ist nicht sicher, dass die jetzt bekannten Impfstoffe den Mutanten trotzen können. Wichtig ist jetzt, schnell zu sein, in Deutschland, Europa, weltweit, denn nur das kann uns ein Ende der Pandemie bringen. Denn dass das Coronavirus keine Grenzen kennt, hat es gezeigt, diese Herausforderung ist nur gemeinsam zu meistern.
Während in Deutschland noch viele Menschen überlegen, ob sie sich überhaupt impfen lassen wollen, warten Menschen in vielen Ländern der Welt sehnsüchtig auf den dringend benötigten Impfstoff. Indien zeigt gerade eindrucksvoll, was passiert, wenn nichts passiert. Anfang des Jahres verkündete Indien, die Pandemie eingedämmt zu haben und vier Monate später verzeichnet das Land die weltweit höchsten Infektionsraten.

Ich bin überzeugt davon, dass nur wenn es uns gelingt, allen Menschen weltweit Zugang zu Impfstoff zu ermöglichen, wir einen Teil unseres „alten Lebens“ zurück erobern können.

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