Manchmal möchte ich nicht gut drauf sein

Ich habe mich an dieser Stelle schon oft als gut gelaunter Mensch geoutet. Jeden Morgen entscheide ich mich ganz bewusst: “das wird mein Tag und der wird mehr als gut.“. Wenn das nicht auf Anhieb funktioniert, grinse ich eine Minute breit vor mich hin. Keine Angst, ich sitze im Auto, mich sieht also niemand. Dem Körper, so habe ich in einem Motivationsartikel gelesen, ist völlig egal, ob einem wirklich zum Lachen zumute ist oder ob man einfach nur seine Lachmuskeln anspannt. Für ihn ist es ein Zeichen, Dopamin auszuschütten – das Hormon, welches glücklich macht.

Ich habe Rituale, die mir meinen oft stressigen Arbeitsalltag erleichtern. Ich trinke morgens erst einmal bei Hilfe Daheim einen Kaffee, streife durch das E-Mail-Postfach und kann so erst einmal – ohne Fragen zu beantworten und Entscheidungen treffen zu müssen – im Arbeitsleben ankommen.

Das ungute Gefühl in der Magengegend - manchmal kann man es nicht ignorieren. Foto: A. Gatz
Das ungute Gefühl in der Magengegend – manchmal kann man es nicht ignorieren. Foto: A. Gatz

Hangover

Doch manchmal hilft das einfach nicht. Am frühen Morgen erspähe ich schon die erste ärgerliche E-Mail, führe ein wirklich ungutes Telefonat und an manchen Tagen ist es dann da. Dieses Gefühl in der Magengegend, ungut und ein wenig bedrohlich. Dann kommt noch ein unguter Zeitungsartikel dazu und mir ist nach: Schokolade, Rotwein und meinem Bett. Da das leider nicht möglich ist, quäle ich mich so durch den Tag, finde mich selber unerträglich und bemühe mich reserviert und freundlich, nicht aus der Haut zu fahren.

An diesen Tagen möchte ich einfach mal nicht gut drauf sein. An diesen Tagen lockt es mich bei der Frage, wie es mir geht, die Wahrheit zu sagen. Meinem Gegenüber mitzuteilen, dass ich heute einen „Pretty-Hard-Hangover“ habe und mit lautem Geschrei von dannen zu laufen. Keine Angst, habe ich noch nie gemacht und wird wahrscheinlich auch nicht passieren.

Hangover: die Qual der schlechten Laune. Foto: A. Gatz
Hangover: die Qual der schlechten Laune. Foto: A. Gatz

In guten wie in schlechten Zeiten…

Ich bin froh und dankbar, dass es Menschen gibt, wie meine Freunde und Familie, die mich auch in dieser Stimmung aushalten. Bei Ihnen muss ich mich nicht zusammenreißen, nichts leisten, kann einfach auch mal schlecht drauf sein und rummaulen. Ich fühle mich bei diesen Menschen in die Lage versetzt, Sorgen anzusprechen und ehrliche Antworten zu bekommen – manchmal fast zu ehrlich. Auch wenn das selten passiert, ist es gut, einen Rückzugsort gefunden zu haben. Mit Menschen, die mich auch ertragen können, wenn ich nicht gut gelaunt bin.

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