Kraft schöpfen

Die letzten anderthalb Jahre waren für die meisten Menschen kräftezehrend. So auch für mich. Die Pandemie hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass die Veränderungen, die in unserer Welt vorgehen, jeden betreffen. Nicht sehr weit weg, sondern ganz nah. Insgesamt fühle ich mich mehr und mehr überfordert von den gesammelten „Katastrophen“, die in meine Welt eindringen. Das sich zuspitzende politische Klima, Rechtsruck und Radikalität sowohl in der politischen Kommunikation als auch im Handeln. Besonders das Problem des sich verändernden Klimas wird immer deutlicher und greifbarer. Schwere Brände und Überflutungen werden häufiger und verheerender. Und trotzdem nehmen wir diesen, unseren Lebensraum zerstörenden Fakt nicht wirklich ernst. Ich war im letzten Jahr so viel in der Natur wie schon lange nicht mehr. Doch ich hatte täglich im Hinterkopf, dass die Wärme oder das viele Wasser nicht normal sind.

Klimawandel: Trockenheit und Nässe im Extrem. Foto: A. Gatz
Klimawandel: Trockenheit und Nässe im Extrem. Foto: A. Gatz

Die kleinen Dinge

Der zunehmende Fachkräftemangel hat mich auch in diesem Jahr beschäftigt. Obwohl Deutschland dringend Zuwanderung braucht, weil unsere Bevölkerung langsam überaltert, haben viele Menschen in Deutschland Angst davor. Mich haben diese und andere Nachrichten eine Zeit lang gelähmt und ich habe für mich eine Lösung gesucht, damit umzugehen. Für mich sind Dankbarkeit, Wertschätzung und die Kraft der kleinen Dinge zu einem täglichen Begleiter geworden und meine Motivationsquelle, um weiterzumachen.

Ich kann Kraft aus der Zeit mit meiner Familie schöpfen. Besonders jetzt, wo meine Enkeltochter Lima da ist und noch einmal ordentlich Leben ins Haus kommt. Auch Waldspaziergänge mit unseren Hunden oder die Zeit, die ich am Meer verbringen darf, liebe ich. Einfach so dazusitzen, auf das Meer zu schauen und mich am Geräusch der Wellen zu erfreuen, gibt mir Kraft. Ähnlich gut für mich sind intensive Gespräche mit Menschen, die ich schätze und liebe. Oder auch kleine Begegnungen mit Fremden. Da reicht oftmals ein Lächeln aus, um den Tag ein wenig besser werden zu lassen.

Kraft schöpfen der aus Zeit in der Natur. Foto: A. Gatz
Kraft schöpfen aus der Zeit in der Natur. Foto: A. Gatz

Dankbar sein

Ich bin wirklich dankbar, dass einige meiner Mitarbeiter so viel Vertrauen zu mir aufgebaut haben, dass sie mich bei Herausforderungen in ihr Leben lassen und mich um Rat bitten. Auch das gibt mir Kraft und die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein und so weiterzumachen. Am Ende eines Tages habe ich mir angewöhnt, mir alles Gute an diesem Tag, all die wertvollen Momente, noch einmal vor Augen zu führen und dankbar zu sein. Das ist mein Weg geworden, mit der Geschwindigkeit und den vielen schlechten Neuigkeiten in dieser Welt umzugehen.

Nicole Gatz
Pflegedienstleitung bei Hilfe Daheim

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