Fleischlos glücklich….

Vegetarisch, vegan, ovolaktovegetarisch, fruktarisch und all die Unverträglichkeiten wie Gluten, Nüsse und der Übeltäter Zucker haben an meinem Wohnzimmertisch Platz genommen. Ein gemütliches Essen mit Freunden ist zu einer logistischen Meisterleistung geworden, weil jeder irgendeine Nahrungseinschränkung hat. In der Vergangenheit habe ich mich darüber oftmals lustig gemacht, doch nun bin auch ich mutiert.

Kochen mit Hindernissen: ein einfaches Essen wird zur kulinarisch-logistischen Meisterleistung. Foto: A. Gatz

Appetit vergangen

Alles begann mit einer Urlaubsreise. Im Urlaub gebe ich immer an, dass ich Vegetarierin bin. Zum einen, weil ich die Zubereitungsart von Fleisch in vielen Ländern gewöhnungsbedürftig finde (Knochenteile im Essen sind keine Seltenheit), zum anderen möchte ich bestimmte Teile vom Tier einfach nicht essen. Also verbrachte ich wie immer meinen Urlaub fleischlos. Der Urlaub ist nun über ein Jahr her und mein Appetit auf Fleisch ist nicht zurückgekommen. Anfangs habe ich an eine schlimme Erkrankung gedacht, denn bei tumorösen Erkrankungen lässt oftmals der Appetit auf Fleisch nach, doch ich bin kerngesund. Mir ist einfach der Appetit auf Fleisch vergangen.

Ich bin ein wenig irritiert. Ich habe nie viel Fleisch gegessen, aber so eine selbstgemachte Roulade oder der Rinderbraten meiner Mutter konnten mir schon ein breites Grinsen auf mein Gesicht zaubern – das ist vorbei. Ich bin kein besserer Mensch geworden, aber es fühlt sich ganz einfach besser an.

Ein besseres Gefühl ohne Fleisch – Bohnen statt Braten. Foto: A. Gatz

Fleischlose Herausforderung

Ich habe einmal einen Artikel über einen Bauern gelesen, der Rinder hielt und der, seit er das tat, kein Fleisch mehr gegessen hat. Er war in einem Hochglanzmagazin abgebildet, mit einer seiner Kühe, die hatte einen sanften Blick und unglaublich lange Wimpern. Als er das erste Mal in die Augen einer Kuh geschaut habe, sei klar gewesen, dass er kein Tier mehr werde essen können. Ich kann den Bauern verstehen, mehr als jemals zuvor. Das hat weniger damit zu tun, dass ich mit meiner fleischlosen Lebensart die CO2-Bilanz verbessern will, sondern vielmehr hat mich mein Körper zum fleischlosen Glück gezwungen. Ich bin nun wirklich trendy und passe in den urbanen Zeitgeist, wenngleich ein Essen mit Freunden und Familie nun noch herausfordernder geworden ist.

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