Facing Reality – Luft nach oben ist immer

Ich habe bis jetzt in meinen Beiträgen viel darüber geschrieben, was alles toll und richtig läuft bei Hilfe Daheim. Viele Dinge, auf die wir stolz sein können und die wir gerne weitererzählen. Aber genauso wichtig ist es mir auch eigene Schwächen zu beleuchten, um weiter zu lernen und zu wachsen. Auch die Pflegeschüler, die für einen Praktikumseinsatz zu Hilfe Daheim kommen, haben am Ende ihrer Zeit die Möglichkeit, zu reflektieren. In einem mehrteiligen Fragebogen werden positive und negative Erfahrungen festgehalten. So können wir den Aufenthalt der Schüler immer weiter verbessern und umgestalten. Hierbei entsteht sowohl ein Nutzen für künftige Einsätze als auch ein Nutzen für uns.

Deshalb ist es heute an der Zeit, einmal selbstkritisch zurückzublicken und auch die Momente zu betrachten, die nicht wirklich rundlaufen. Denn wenn man mal ehrlich ist, wie oft macht man das wirklich?

Auf dem Laufenden bleiben - wo liegen Stärken und Schwächen? Foto: A.Gatz
Auf dem Laufenden bleiben – wo liegen Stärken und Schwächen? Foto: A.Gatz

Worte oder Taten

Bei Hilfe Daheim gibt es viele gute Ideen und Vorschläge, die durch Mitarbeiter, Fortbildungen und Einflüsse von außerhalb entstehen. Wenn so viele unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen, gibt es immer Raum für Diskussionen und kreative Überlegungen. Es wird viel nachgedacht, besprochen und erörtert und die Vorschläge werden, auch vom Leitungsteam, durchdacht. Leider gelingt es uns oft nicht, neue Konzepte zeitnah umzusetzen. Das ist eine Schwachstelle, die immer wieder eine Verzögerung mit sich bringt. Dies bedeutet nicht, dass wir Vorschläge nicht zu schätzen wissen, hier mangelt es ganz einfach an der zur Verfügung stehenden Zeit. Die Umsetzung neuer Ideen wird oft hinten angestellt, weil andere Dinge in bestimmten Momenten wichtiger erscheinen. Ein Lösungsansatz hierfür wäre, sich zum Beispiel ein bis zwei Tage im Quartal komplett aus dem Büroalltag zurückzuziehen und eine Durchführung zu erarbeiten.

Ein weiterer Punkt, der bei Hilfe Daheim noch strukturierter laufen könnte, sind die Gespräche mit Mitarbeitern. Obwohl wir sehr viele Gespräche führen und auch jeder, der Bedarf hat, jederzeit einen Ansprechpartner findet, wären mit mehr Struktur viel intensivere Gespräche möglich. Dies fällt mir immer erst wieder auf, wenn wirklich ein sehr persönliches Gespräch zustande kommt. Ich nehme mir vor, mehr Raum für strukturierte Mitarbeitergespräche zu finden.

Nachhaltigkeit statt Überfluss

Nachhaltigkeit ist ein weiteres Stichwort, wenn es bei uns um Selbstkritik geht. Im Zuge des Klimawandels, der stetig wachsenden Weltbevölkerung und Umweltverschmutzung, kann man sich diesem wichtigen Thema nicht mehr entziehen. Wir benutzen im Büro zum Beispiel nur Becher aus wieder verwendbaren Materialien und haben keine Pappbecher in Getränkeautomaten. Wenn die Polster unserer Bürostühle kaputt sind, werden diese professionell ausgebessert und nicht der ganze Stuhl neu gekauft. Leider ist es immer noch so, dass wir bei Hilfe Daheim unglaublich viel Papier benötigen. Pflegedokumentation, Infos, Formulare, Anschreiben etc. Um viele Dinge kommen wir einfach nicht herum. Der mittlerweile riesige bürokratische Anteil der Pflege zwingt uns zur Dokumentation auf Papier. Die Einführung von digitalen Geräten wird wenigsten einen Teil des Papiers unnötig machen.

Blickwinkel: ein Perspektivenwechsel hilft bei der Selbstreflektion. Foto: N. Gatz
Blickwinkel: ein Perspektivenwechsel hilft bei der Selbstreflektion. Foto: N. Gatz

Perspektivenwechsel

Aber auch mit mir selbst möchte ich kritisch umgehen. Ich bin, um es vorsichtig auszudrücken, sehr perfektionistisch veranlagt. Ich merke oft, dass ich Dinge sofort und richtig umsetzten möchte. Für mich ist es sehr schwer, etwas aus der Hand zu geben und andere machen zu lassen. Deshalb bin ich immer bestrebt, zu gucken, wie es läuft und den Fortschritt voran zu treiben. Ich nehme mir vor, auch Dinge abzugeben und die Verantwortung anderen zu übertragen.

Ich denke, dass Selbstkritik helfen kann, uns zu verbessern und einige Tatsachen mit anderen Augen zu sehen. Ein anderer Blickwinkel ist hilfreich, um diese neu zu überdenken und Herausforderungen anders anzugehen.

„Ach, welch ein Unterschied ist es, ob man sich selbst oder andere beurteilt.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

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