Es gibt kaum etwas, was ich lieber täte…

Vor einigen Wochen wurde ich gebeten Fragen für die Maiausgabe der Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege „CAREkonkret“ des Vincentz Verlags zu beantworten. Nach deren Erscheinen in der Rubrik „Pflege Persönlich“ wollen wir Ihnen das gelungene Interview nicht vorenthalten.

Pflege mal ganz persönlich: Wie ist ihr individueller Blick auf die Pflege? Was freut, was sorgt Sie? Und was wünschen Sie sich für die Zukunft? Häusliche Pflege fragt nach:

Frau Gatz, wo steht Ihr aktueller Stresspegel auf einer Skala 1 (alles easy) bis 10 (Land unter)? Warum?

Auf der 7. Mich stressen die ewigen neuen Verordnungen und Hygienevorschriften bezogen auf die Pandemie, das Testen, der Mehraufwand – und das zusätzlich zu den Themen, die auch schon vor der Pandemie mein Leben erschwert haben. All das ist zwar inzwischen nicht mehr eine 10 wert, aber nur, weil ich mich an den Wahnsinn schon fast gewöhnt habe und da jetzt, anders als am Anfang der Pandemie, auch ausreichend Schutzmaterial vorhanden ist.

Normaler Wahnsinn: Arbeitsalltag in der Pandemie. Foto: A. Gatz
Normaler Wahnsinn: Arbeitsalltag in der Pandemie. Foto: A. Gatz

Pflege hat mich gelehrt zu kämpfen

Würden Sie Ihrem besten Freund/ Ihrer Freundin raten, in die Pflege zu gehen?

Unbedingt. Auch wenn der Pflegeberuf mit vielen Herausforderungen verbunden ist, gibt es kaum etwas, was ich lieber täte. Kein Tag ist wie der andere, jeder ist mit vielen Herausforderungen verbunden, die oftmals stressig sind und noch öfter sehr viel Spaß machen. Ganz besonders liebe ich die leisen Töne, die Alltagsgeschichten vom Geheilt-Werden, verbesserten Lebenssituationen und den liebevollen Abschieden. Pflege hat mich gelehrt, was es heißt, zu kämpfen, zuzuhören, lösungsorientiert zu sein und einen Blich für mein Gegenüber zu entwickeln. Das ist großartig und viel mehr, als die meisten Menschen von ihrem Beruf erwarten können.

Wenn Sie die Pflege verändern könnten, womit würden Sie anfangen? Und warum?

Ich würde Entscheidern im Gesundheitssystem ein Jahr in der Pflege und mit den verschiedenen Facetten der Pflege verordnen. Alltag leben, dabei sein, die Herausforderungen des Pflegeberufs hautnah spüren und erleben, um anschließend zu verstehen, worüber entschieden wird. Das könnte helfen, zu sehr viel weiseren Entscheidungen zu kommen.

Hand in Hand: Herausforderungen in der Pflege gemeinsam meistern. Foto: A. Gatz
Hand in Hand: Herausforderungen in der Pflege gemeinsam meistern. Foto: A. Gatz

Das gleiche Ziel

Worauf sind Sie besonders stolz in Ihrem Unternehmen?

„Hilfe Daheim“ ist zu einem Ort geworden, an dem Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und mit unterschiedlicher Profession für das gleiche Ziel brennen: gute Pflege zu leisten, Spaß zu haben an dem, was sie tun, und sich weiterzuentwickeln. Ich gehe jeden Morgen gerne zu „Hilfe Daheim“. Zu sehen, was für einen guten Job alle Mitarbeiter:innen machen, das macht mich eher glücklich als stolz.

Und zum Schluss die Frage nach den drei Wünschen…

Mein erster Wunsch wäre, dass Pflegende endlich die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Der zweite wäre ein pfleglicher Umgang mit Natur und Mensch, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Und mein letzter Wunsch wäre, wieder ohne Maske und Abstand arbeiten zu können, eine große Party mit Freund:innen (vielen Freund:innen!) zu feiern und ein wenig Strandsand unter meinen Füßen…

Nicole Gatz
Pflegedienstleitung bei Hilfe Daheim

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