Abstand schaffen – nichts tun statt Multitasking

Kennen sie das Gefühl, dauerhaft auf der Überholspur zu fahren, mit viel zu hohem Tempo und im Vorbeifahren nur schemenhaft die Umwelt wahrzunehmen? So fühlt sich manches Mal mein Leben an. Zu schnell, zu viel und ohne Zeit für mich. Ja, ich gebe es zu, ich kann schlecht nein sagen. Gibt es eine Anfrage oder wichtige Termine, bei denen meine Unterstützung benötigt wird, nehme ich diese immer wahr. Arbeitsgruppen, Netzwerke und Projekte: kein Problem, ich bin dabei. Ich habe mir fest vorgenommen, mein Leben zu „entschleunigen“. Dieses Wort ist ein umgangssprachliches Wort, ein Wort der Neuzeit, aber im Duden schon definiert. Das bedeutet, ich bin nicht alleine.

Die letzten Jahre waren für die meisten Menschen kräftezehrend. So auch für mich. Die Pandemie hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass die Veränderungen, die in unserer Welt vorgehen, jeden betreffen. Mit dem Vorsatz der Entschleunigung liege ich auf dem Wohnzimmerboden, keine Familie im Haus und ich habe Zeit. Ich höre die Geräusche im Haus, im Garten und kann es kaum aushalten einmal nichts zu tun. Keine Musik hören, nicht lesen, nicht essen, keine von diesen kleinen Ablenkungen des täglichen Lebens.

Auszeiten vom Alltag bringen Entschleunigung ins Leben. Foto: N. Gatz

„Nein“ sagen

Ich habe begriffen, dass ich mir Auszeiten gönnen muss und will, nur so kann ich die großen und kleinen Herausforderungen, die mein beruflicher Alltag so mit sich bringt, meistern. Raus aus dem Hamsterrad und wichtige Entscheidungen mit dem gebotenem Abstand und Zeit zu treffen, das ist mein Ziel. Ich meine nicht Urlaube, die ich liebe und von denen ich lange zehre, sondern Auszeiten in meinen Alltag einzubauen. Es ist kein guter Plan, von Urlaub zu Urlaub zu leben.
Ich jogge am Morgen oder gehe viel mit unserem Hund in den Wald und sage auch schon mal zu einer Terminanfrage: Nein. Fühlt sich ungewohnt an, aber gut.

Aushalten auch mal nichts zu tun…. Foto: A. Gatz

Raum für Gelassenheit

Ich möchte in meinem Leben der Gelassenheit einen großen Raum bieten. Laut Definition ist die Gelassenheit das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit, Nervosität und Stress. Ich nehme mir vor, Situationen bewusster zu Leben und nicht in Gedanken schon bei dem nächsten Termin, dem nächsten Gespräch zu sein, sondern mich mit dem Heute auseinandersetzen.

Ich glaube, es ist ein guter Plan, wichtige Entscheidungen nicht nur zu überdenken sondern eine Nacht zu überschlafen und mich nicht selber unter Druck zu setzen.

„Lerne loszulassen, es ist der Schlüssel zum Glück.“
Buddha

Nicole Gatz
Pflegedienstleitung bei Hilfe Daheim