Wer hat Angst vorm MDK?

Der medizinische Dienst der Kassen, kurz MDK genannt, prüft alle Pflegeeinrichtungen einmal im Jahr. In dieser Prüfung werden die Qualität der vorhandenen Nachweisdokumente und die Ergebnisqualität geprüft. Die ausgewählten Kunden, diese werden durch ein Zufallsprinzip ermittelt, werden nach ihrer Zufriedenheit befragt und in ihrer Häuslichkeit besucht. Dort wird der Zustand begutachtet und wenn dieser es zulässt, geht es auch um eine körperliche Begutachtung der Haut und der Beweglichkeit. Darüber hinaus werden alle sogenannten Nachweisdokumente auf Vollständigkeit und Vorhandensein geprüft. Als letztes wird ermittelt, ob der Kunde zu allen relevanten Themen beraten wurde.
Das kann bedeuten, dass bis zu 11 Dokumente vorhanden, ausgefüllt und stimmig sein müssen und dies für einen einzigen Kunden, in einem einzigen Einsatz! Leistungen, die nicht dokumentiert wurden, gelten als nicht geleistet.
Seit Herbst 2016 umfasst die MDK-Prüfung auch eine Abrechnungsprüfung für Pflegedienste in Hamburg.

Betriebsinternes Qualitätsmanagement beim Pflegedienst Hilfe Daheim vor der Prüfung durch den MDK. Foto: HDH
Betriebsinternes Qualitätsmanagement bei Hilfe Daheim. Foto: HDH

Finde den Fehler

Sie können sich vorstellen, dass deshalb das gesamte Jahr über immer wieder kontrolliert wird, ob alles vorhanden ist und es keine Verfehlungen gibt. Es lastet ein enormer Druck auf den einzelnen Mitarbeitern. Mitarbeiter, die diesen Beruf gewählt haben, um gute Pflege zu leisten und ganz bewusst nicht Sachbearbeiter geworden sind.
Der Schwerpunkt der Pflegekräfte liegt auf der guten Versorgung ihrer Kunden und dem Lösen der vielen kleinen und großen Herausforderungen, die die Betreuung mit sich bringt. Das führt immer wieder zu Gesprächen mit den einzelnen Mitarbeitern, mit der Anweisung, noch genauer und sorgfältiger zu arbeiten, damit die Dokumentation nicht vernachlässigt wird. Es geht so gut wie nie um die Qualität der Arbeit, sondern um Fehler bei der Aufzeichnung dieser.

Die Stadt Hamburg hat beschlossen, dass die Überprüfung durch den MDK nicht ausreicht und eine eigene Prüfung konzipiert. Dieser Fragenkatalog beinhaltet andere Fragen und setzt wieder völlig andere Gegebenheiten voraus.

Ich stelle mir die Frage, wie all diese Vorschriften und die daraus resultieren Tätigkeiten machbar bleiben.

Teambesprechung beim Pflegedienst Hilfe Daheim vor der Prüfung durch den MDK. Foto: Nadja Wendt
Teambesprechung bei Hilfe Daheim. Foto: Nadja Wendt

Ursache und Wirkung

Ich habe kürzlich mit einer Mitarbeiterin von Hilfe Daheim, die schon seit 20 Jahren bei uns arbeitet, zusammengesessen. Sie hatte vergessen, sich an einem bestimmten Tag in ein Dokument einzutragen und ich habe versucht ihr zu erklären, wie wichtig das ist und was davon für sie und für Hilfe Daheim abhängt. Sie hat mir gesagt, wie belastend es für sie ist, an alles denken zu müssen und dass sie das Gefühl hat, dass Fehler gleich als Betrug gewertet werden. Es enttäuscht sie und sie ist niedergeschlagen, weil sie in der Presse nur schlimme Artikel über die Pflege liest. Sie hat das Gefühl, dass ihre Arbeit von der Außenwelt oftmals nicht wertgeschätzt wird.

Das hat mich sehr berührt und betroffen gemacht. So wie ihr geht es sehr vielen Pflegekräften in Deutschland. Sie stehen jeden Tag unter hohem Druck, sind konfrontiert mit Krankheit und Tod. Sie sollen gute Pflege leisten, diese penibel dokumentieren und die Kunden beraten. Diese Arbeit von all den Pflegekräften, ob in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder ambulanten Pflegediensten, ist ein Dienst an der Gesellschaft.

Eine ehrliche Entscheidung muss her

Wir als Gesellschaft sollten uns Gedanken darüber machen, was uns wichtig ist. An welchem Punkt überfordern wir eine gesamte Berufsgruppe und erreichen genau das Gegenteil von dem, was gewollt war. Geht es uns um eine lückenlose Dokumentation oder aber ist es nicht viel wichtiger, die direkte Unterstützung in den Mittelpunkt zu stellen.

Ich wünsche mir weniger Bürokratie, mehr Zeit und Wertschätzung für die Mitarbeiter in pflegerischen Berufen.

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