Fachkräftemangel – wer pflegt uns, wenn wir alt sind?

Wir leben viel länger als alle Generationen vor uns, das bedeutet, wir Deutschen werden immer älter. Das ist erst einmal eine sehr gute Nachricht. Da Menschen mit steigendem Alter vermehrt Unterstützung benötigen, wächst aber auch die Anzahl derer, die auf Pflege angewiesen sind. Das wiederum heißt, die Anzahl der Pflegebedürftigen wird steigen und immer weniger Pflegekräfte werden zur Verfügung stehen. Und schon ist er da, der Fachkräftemangel in der Pflege. Ein nüchternes Wort für ein uns alle betreffendes Drama…

Zwischen den Jahren 1999 und 2013 ist die Zahl der Pflegebedürftigen von 2 auf 2,7 Millionen angestiegen. Bis zum Jahr 2016 wurde mit einem Wachstum auf 4,7 Millionen Pflegebedürftiger gerechnet (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit). Demgegenüber steht der Demographische Wandel. Das statistische Bundesamt veröffentlichte 2011 folgende Zahlen zum Thema:
Im Jahr 2030 werden 17% weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland leben, statt 15,6 Millionen nur noch 12,9 Millionen unter 20-Jährige. Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter wird um 15% sinken, dass bedeutet einen Rückgang von 7,5 Millionen.

Immer weniger Pflegekräfte und immer ältere Menschen haben einen Fachkräftemangel in der Pflege zur Folge. Foto: Hilfe Daheim
Immer weniger Pflegekräfte und immer ältere Menschen haben einen Fachkräftemangel in der Pflege zur Folge. Foto: Hilfe Daheim

Schlechtes Ansehen trotz guter Arbeit

Als wenn das nicht schon genug wäre, beobachte ich seit Jahren, dass mehr und mehr Pflegekräfte sich aus ihrem Beruf verabschieden. Die Berufsgenossenschaft für den Gesundheitsdienst und die Wohlfahrtspflege (BGW) berechnen die Verweildauer in der Altenpflege auf nur acht Jahre. Nach der Ausbildung brechen zehn Prozent der Absolventen ab.

Meiner Meinung nach liegt das weder am Gehalt noch am Arbeitsaufkommen. Vielmehr sind das schlechte Ansehen und der negative Ruf, den die Pflege hat, der Grund. Die Mitarbeiter in der Pflege leisten gute Arbeit und das wird ihnen auch laut MDK attestiert. Leider reagieren Behörden und Bevölkerung nicht mit Freude und Erleichterung, sondern mit Misstrauen. Denn, so die Logik, wenn so viele Einrichtungen mit einem guten Ergebnis abschneiden, ist das Begutachtungssystem mangelhaft.

Jasmin Paust, Krankenschwester und Praxisanleiterin beim Pflegedienst Hilfe Daheim, wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Foto: Hilfe Daheim
Jasmin Paust, Krankenschwester bei Hilfe Daheim, wirkt als Praxisanleiterin dem Fachkräftemangel entgegen. Foto: Hilfe Daheim

Wer begleitet meinen Lebensabend?

In der Presse lesen wir Nachrichten getreu nach dem Motto: „only bad news are good news“! Alle negativen Dinge in der Pflege, wie Betrug, schlechte Betreuung, ausgebrannte Pflegekräfte und ähnliche Dramen, werden ausgeschlachtet. Da stellt sich mir wirklich die Frage: Wer wird mich eines Tages pflegen, wenn ich nicht mehr kann? Wird es trotz Fachkräftemangel noch eine Pflegekraft geben, die mich unterstützt, mir bei der Wahrung meiner Interessen und Wünsche behilflich sein wird? Jemand, der professionell meinen Lebensabend begleitet und der an meinem Lebensende meine Angst mindert und weiß, was gut für mich ist?

Vielleicht kann ich Sie motivieren, mit mir für ein besseres Ansehen von Pflegekräften zu kämpfen. Denken Sie an diesen Blog, wenn sie in der nächsten Diskussion über die Zukunft der Pflege sind oder sich an einem Gespräch über die Pflege beteiligen. Vielleicht liest diese Zeilen ein Journalist, der Lust hat, die positiven Seiten zu zeigen: bitte setzen Sie sich umgehend mit mir in Verbindung, ich sage alle anderen Termine ab! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um der Pflege ein positives Gesicht zu geben!

4 Kommentare

  1. Interessante Perspektive über den demografischen Wandel. Ich wusste nicht, dass im Jahr 2030 17 % weniger Kinder und Jugendliche in Deutschland leben werden. Die Pflege ist definitiv eine wichtige Branche. Ich werde bald fertig mit der Schule sein und glaube, dass eine Karriere in diesem Bereich sehr gut wäre.

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