Eine Liebeserklärung an die Pflege

So oft habe ich an dieser Stelle über all die Situationen geschrieben, die meiner Meinung nach defizitär sind und dringend nach Veränderungen schreien. Dieser Blog soll anders werden, dieser Blog wird eine Liebeserklärung an die Pflege.

Erst einmal, wie schon oft erwähnt, bin ich ein echter „Menschenliebhaber“. Ich kenne Menschen, die mir viel bedeuten, die sich lieber mit Tieren beschäftigen, sie haben das Vertrauen in den guten Willen der Menschen verloren. Mir geht es nicht so, ich glaube an Menschen, an die Möglichkeit und den Willen, sich weiter zu entwickeln. In der Pflege arbeiten Menschen mit Menschen. Hier kommt es mehr noch als in vielen anderen Berufen auf Kommunikation und Empathie an. Zuhören und auch Nähe zuzulassen sind genauso gefragt wie eine professionelle Abgrenzung, um nicht alles Erlebte mit nach Hause zu nehmen.

Betriebsausflug der Neurologie des ehemaligen AK Heidberg 1989: Radtour im strömenden Regen.
Betriebsausflug der Neurologie des ehemaligen AK Heidberg 1989: Radtour im strömenden Regen.

Liebe Pflege

Liebe Pflege, es ist an der Zeit, einmal Danke zu sagen für all die Zeit, die Du an meiner Seite warst. Du bist eine treue Begleiterin seit vielen Jahren. Auch, wenn Du dich stetig veränderst, bleibst Du eine alte Vertraute. Manchmal frage ich mich, ob ich sonst noch jemanden kenne, der seinen Stil und sein Outfit so oft wechselt wie Du es tust. Ich glaube nicht. Und obwohl ich manchmal überfordert bin von Deinem schnellen Wandel, wird es mit Dir nie langweilig.

Kein Tag ist wie der andere, aber jeder ist mit vielen Herausforderungen garniert, die oftmals stressig sind und manchmal richtig Spaß bringen. Ganz besonders liebe ich Deine leisen Töne. Die kleinen Alltagsgeschichten vom Geheilt werden, von Verbesserungen der Lebenssituation und den liebevollen Abschieden. Auch wenn Du mir manchmal zu viel bist – damit meine ich, dass auch der größte Menschenfreund von all den Gesprächen, Erwartungen und Ansprüchen überfordert ist – möchte ich Dich nicht missen.

Die Anfänge von Hilfe Daheim: Nicole Gatz 1997 im Büro in der Lauensteinstraße.
Die Anfänge von Hilfe Daheim: Nicole Gatz 1997 im Büro in der Lauensteinstraße.

Gehen oder bleiben?

Ich möchte nicht verschweigen, dass ich schon oftmals den Gedanken gehegt habe, Dich zu verlassen. Einfach einen Wegbegleiter zu suchen, der nicht so unglaublich sprunghaft und anspruchsvoll ist wie Du es bist. Doch dieser Trennungsgedanke hielt nie so wirklich lange. Immer, wenn ich ernsthaft über ein Leben ohne Dich nachgedacht habe, war mir mein Herz so schwer und mir wurde wieder einmal bewusst, wie tief meine Liebe zu Dir ist.

Du hast mich gelehrt, was es heißt zu kämpfen, zuzuhören, lösungsorientiert zu sein und einen Blick für Andere zu entwickeln. Das ist großartig und viel mehr als manch einer von seinem Beruf erwarten kann. Durch Dich konnte ich viele verschiedene Menschen kennen lernen. Menschen aus anderen Schichten und Berufsgruppen, denen ich ohne Dich sicher nicht begegnet wäre. Da Du oftmals als Bühne eine Extremsituation suchst, konntest Du mir nicht nur zeigen, mit solchen Situationen umzugehen, sondern Trost zu spenden und manchmal sogar eine Hilfe zu sein.

Danke, dass ich mit Dir jeden Tag die Welt zu einem besseren Ort machen kann.

Ein Kommentar

  1. Hi Nicole,
    ein schöner, persönlicher und sehr emotionaler Artikel über Deine Beziehung zur Pflege. Ich denke damit sprichst Du sicherlich vielen aus dem Herzen, denen es so ähnlich geht. Ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und bin einfach froh zu wissen, dass es mir nicht alleine so ergeht.
    Die Arbeit mit bzw. am Menschen ist sicherlich eine mit der schwersten Tätigkeiten; aber auch der lehrreichsten und intensivsten. Ich möchte diese Erfahrungen auf jeden Fall nicht missen.
    Wie immer liegt in jedem Ying auch eine Yang. In dem Sinne,
    LG Wolfgang

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